Über die Jahrhunderte

Krieg, Krieg und wieder Krieg

In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wüteten im Land die Hussitenkriege. 1429 standen die Hussiten vor den Toren von Chemnitz. Die Stadt konnte sich des Ansturmes erwehren, nicht so allerdings die Bewohner der umliegenden Dörfer und Ortschaften. Euba blieb inmitten eines strategisch wichtigen Gebietes zwischen dem wirtschaftlich erstarkenden Chemnitz und den Straßen nach Dresden und Böhmen von den Hussiten nicht verschont, so daß mancher Bauer seine einzige Kuh aus dem Stall holen mußte.

Einen tiefen Einschnitt in die soziale Struktur des Ortes brachten 1546/47 die Ereignisse des Schmalkaldischen Krieges in Chemnitz, Freiberg, Zwickau und anderen Städten der Umgegend mit sich.

Auch aus Euba flüchteten viele, sicher aus religiösen Gründen. Bereits 1548 kam der erste evangelische Pfarrer, Peter Bernhäuter, aus Rochsburg nach Euba . 1539 wurde das albertinische Sachsen (Freiberg) unter Heinrich dem Frommen evangelisch. Die letzten beiden katholischen Pfarrer waren Flüchtlinge, aus dem bereits lutherischen ernestinischen Zwickau kommend.

Seit der Zeit der Reformation kann die Linie der in Euba tätigen Pfarrer ohne Unterbrechung genannt werden. Zwischen 1633 und 1672 kamen infolge des Dreißigjährigen Krieges die Pfarrer, die die Eubaer Gemeinde betreuten, aus Niederwiesa. In jener Zeit entstand auch die Bezeichnung „Pfaffensteig“ für den Weg von der Niederwiesaer Pfarrei zur Eubaer Kirche.

Doch dem gebeutelten Land war keine Ruhe vergönnt, und ein neuer Krieg unter dem Deckmantel des Glaubens brach im Jahre 1618 mit dem Fenstersturz zu Prag aus. In der Nähe des Beutenberges soll der Legende nach eine Schlacht getobt haben, die sich bis Hermersdorf (Adelsberg) ausdehnte. Angeblich hat man noch im 18. Jahrhundert beim Pflügen der Felder Teile von Uniformresten, alte Säbel und Reitersporen gefunden. Der kleine Bach, der vom Zeisigwald durch die Gartenanlage „Am Jungborn“ fließt, heißt heute noch

„Rote Pfütze“, da er vom Blut der Gefallenen und Verwundeten sich rot gefärbt haben soll.

Zwischen 1637 und 1642 fielen die Schweden viermal in Euba ein, bereits 1632 die kaiserlichen Truppen Wallensteins. Korn, Vieh, bäuerliches Gerät, Pferde, Wagen, und vieles mehr wurden von den Soldaten beschlagnahmt.

Doch als wäre das nicht genug, wütete 1633 auch noch die Pest und forderte ihren Tribut unter der schwer leidgeprüften Bevölkerung.

Nach Beendigung des Krieges standen in Euba nur noch drei Bauerngüter und elf Häuser und es dauerte noch nahezu fünfzig Jahre, bis sich das Land vor allem wirtschaftlich einigermaßen erholte.

Euba im Goldfieber

Am Ende des 16. Jahrhunderts, zwischen 1576 und 1597, wurde in Euba Gold geschürft. Es handelte sich dabei um Ablagerungen von Feingold in den fließenden Gewässern im unteren Ortsteil. Im Jahre 1597 befanden sich drei Schürfstellen im Ort, die Gruben „Goldner Löwe“ am Grundbach im Niederdorf, „Goldenes Horn“ im Fuchsgrund und “Goldnes Schwert“ am Hahnebach.

Noch im Jahre 1717 bewilligte Kurfürst August der Starke, welcher keine Gelegenheit, Gold zu gewinnen, ausließ, für neue Schürfungen „Zur Eiben unter dem Adelsberge“ eine Summe aus der Schürfgeldkasse. Und heute noch kann man an dieser Stelle tiefe Löcher oder Erdvertiefungen erkennen, die zeigen, wo nach Gold gegraben wurde.

Die Landwirtschaft in Euba

Über Jahrhunderte hinweg waren das Lehngut und seine Besitzer Mittelpunkt des bäuerlichen Lebens. Erst im 18. Jahrhundert lockerten sich diese Strukturen; Leibeigenschaft gab es nicht. In dieser Zeit kam das Lehngut unter den Oberbesitz des jeweiligen sächsischen Landesherrn. Dieser „verlieh“ - noch in Bezug auf des alte Lehen - das Gut an seine treuesten Staatsbeamten für hervorragende Dienste in Armee und Staatskanzlei. Spätestens im beginnenden 19. Jahrhundert entwickelte sich aus dem „Lehen“ Privatbesitz, das Gut wurde Eigentum der es bewohnenden Familie, konnte von dieser weitervererbt oder auch veräußert werden.

Am l. Januar 1928 kaufte die Stadt Chemnitz das Lehngut, neben Höckericht und dem Wasserschloß Klaffenbach das dritte stadteigene Gut. 1945 fiel das Stadtgut an die sowjetische Militäradministration. 1948 wurde das Gut der Stadt wieder vollständig rückübereignet. Heute, nach der Wende, werden die Flächen des ehemaligen Lehngutes vom Wirtschaftshof Euba genossenschaftlich bewirtschaftet

Die Bodenreform und die spätere Gründung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), ein Vorgang der sich im wesentlichen bis 1959/60 hinzog, schuf nachhaltige Einschnitte innerhalb der agraren Produktion. 1971 kam es zur Fusionierung der Kooperativen Abteilungen Pflanzenproduktion (KAP). Sie umfaßte weite Gebiete um die Stadt Chemnitz, Territorien der Gemeinden Euba, Niederwiesa, Lichtenwalde, Ebersdorf, Ober- und Niederlichtenau, Auerswalde, Garnsdorf, Diethensdorf, Claußnitz, Glösa und Kleinolbersdorf/Altenhain und belief sich auf eine Fläche von 8200 ha; das entspricht einer Fläche von etwa 9000 Fußballfeldern.